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»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, frag ich.

Die Dozentin fixiert mich glasklar und vieräugig halb über, halb durch die Brillengläser. »Sicher, junge Frau!« Sie nickt. Ihre Stimme klingt wie Cognac. »Setzen Sie sich her zu mir! Natürlich. Unbedingt. Ich bestehe darauf!«

Fehlt bloß noch, dass sie durch die Zähne pfeift. Aber ich gehorch, setz mich und bestell mir ein Jever. Schlag das oberste Buch von meinem Stapel auf, Titel: Das Harry-und-Sally-Dilemma. Nichts Neues auf den ersten zehn Seiten. Die Dame mit dem Flammenhaar mustert mich eindringlich, während ich feststell, dass Harry es schon vor 25 Jahren wusste: Männer und Frauen können keine Freunde sein, der Sex kommt ihnen immer dazwischen.

Ich ignorier den investigativen Blick meiner Tischnachbarin und nehm das nächste Buch zur Hand: Freundschaft ohne Sex. Frustrierende Keuschheitsprosa. Ein anderer Stil, dieselbe Meinung: Feierabendbier mit Tussi. Oder etwas orientalisch-lockerer: Tausendmal berührt. O weh, da kommt mir mein Bier gerade recht.

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