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So schnell war Maria noch nie in ihrem Leben gerannt. Weder ihre Reifröcke noch die fürs Rennen völlig ungeeigneten Schuhe hinderten sie daran. Endlich erreichte sie das Haus des Gutsverwalters.

Otto Goldfeld war schon Gutsverwalter zu Zeiten der Eltern von Wilhelm-Antonius Kokies. Er war das, was man am besten mit einer „treuen Seele“ beschreibt, dazu ein freundlicher liebenswürdiger Herr. Er bewohnte das Verwalterhaus mit einer Magd, die ihm und einem gutmütigen Jagdhund, einem ebenfalls betagten Zeitgenossen, der längst nicht mehr zur Jagd taugte, den Haushalt bestellte. Goldfeld war schon seit Jahren Witwer. Trotz seines hohen Alters konnten Kokies sich auf ihn als perfekten und zuverlässigen Gutsverwalter hundertprozentig verlassen. Seine altersbedingten körperlichen Gebrechen kompensierte er völlig durch seinen hellwachen Verstand. Auf den ersten Blick wirkte er durchaus jünger, als er tatsächlich war; er war immer noch eine stattliche Erscheinung, relativ groß, mit schon grauem, aber dennoch vollem, Haar, einem gepflegten Kaiser-Wilhelm Bart und stets einem gutmütigen Lächeln auf den Lippen. Letzteres verging ihm aber, als er Maria auf das Haus zurennen sah. Ihre Frisur war völlig aufgelöst, ihre Kleidung unordentlich. Er stand in der Haustür und Maria fiel wie ein Kind in seine Arme. Für sie war Goldfeld weniger ein Angestellter ihres Vaters; sie sah in ihm eher einen Ersatz-Großvater, weshalb sie ihn auch Opa Otto nannte. Ihre eigenen Großeltern, sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits, hatte sie kaum gekannt, sie waren verstorben, als sie noch ein kleines Kind war.

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