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Es dauerte eine Weile, bis sie von der Kaiserallee in den Südwestkorso abbiegen konnten und über die Wiesbadener Straße zum Rüdesheimer Platz gelangten.

«Eine noble Gegend hier», meinte Kappe. «Das wäre was für Klara.» Und er hätte fast hinzugefügt: nach dem Krieg. Dieses «nach dem Krieg» beherrschte sein Denken immer stärker, und manchmal spottete er über sich selbst: Als ob es ein Leben nach dem Tode geben würde! Blieben Glaube und Hoffnung …

Die Straßen südlich des Rüdesheimer Platzes waren durch kompakte Neubaublöcke geprägt. Es gab keine einzelnen, individuell gestalteten Häuser, sondern durchgehende Zeilen mit fünfgeschossigen Putzbauten, deren Fassaden durch Loggien und Erkervorbauten gegliedert waren. Zudem hatte man die Sockel, teilweise auch die Erdgeschossflächen, die Treppenhäuser und die Brüstungen der Loggien mit braunroten Klinkern verblendet. Kappe wusste nicht genau, ob er das schön oder langweilig finden sollte.

Sie hielten vor der Hausnummer 45, wo zwei ältere Schutzpolizisten bereits ungeduldig auf sie warteten. Kappe sprang als Erster aus dem Mordauto und begrüßte die beiden. Der bloße Tatbestand war schnell ermittelt: Eine Mieterin hatte in ihrem Kellerverschlag ein Blutrinnsal entdeckt und war daraufhin schreiend zur Hauswartsfrau gelaufen. Die hatte festgestellt, dass das Blut aus dem Keller der 36-jährigen Irmgard Klodzinski kam. Die beiden Frauen hatten angenommen, dass die Fahrkartenverkäuferin Selbstmord begangen hatte. Seltsamerweise war jedoch die Tür zu Klodzinskis Kellerverschlag mit einem völlig intakten Vorhängeschloss gesichert. Die Mieterin war sodann zur Polizei gelaufen, die den Kellerverschlag aufbrechen ließ und feststellte, dass die Klodzinski erschlagen worden war. Die riesige Platzwunde am Hinterkopf sagte alles.

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