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Er drückt meine Hand. Nicht so fest wie sonst, die Tabletten machen ihn schon schläfrig. »Ich kann nicht«, sage ich, »du weißt das. Verlang nichts Unmögliches von mir.«

»Es ist ganz einfach«, sagt er, »du musst noch ein paar Minuten warten, dann drückst du mir die Decke über das Gesicht, ich schlafe dann, lass mich einschlafen, ich rutsche ins sanfte warme Dunkel, lass mich nicht wieder aufwachen zu diesem Nichtleben hier.« Sein Griff wird schlaff, seine Augen fallen zu, die Bettdecke liegt dick und weich an seinem Kinn. Früher hat er mich nie um etwas gebeten, er wusste immer alles besser, konnte immer alles besser, ich war die dumme kleine Tochter, für einmal kann ich seine Heldin sein, haben seine Augen mir gesagt. Er war immer schon ein Tyrann, wahrscheinlich muss ich deshalb um ihn weinen, er war so groß und hat alles verloren, kann fast nichts mehr ohne Hilfe tun, nicht die einfachsten Dinge des Alltags, jeden Tag verfällt er ein bisschen mehr. Seine Gesichtsfarbe ist gelblich, schon jetzt sieht er fast aus wie ein Toter, es fehlt gar nicht mehr viel. Die Bettdecke fühlt sich flauschig an in meinem Griff, wenn er sich auch nur ein kleines bisschen regt, werde ich sofort aufhören, ich darf das nicht vollbringen, ich darf es nicht, und doch muss ich es für ihn tun, es ist das Letzte und das Einzige, was ich für ihn tun kann. Ich möchte die Augen schließen aber ich darf nicht muss sehen muss auf Zeichen achten darf nicht aufgeben darf nicht …

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