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Morgens um halb sieben kroch Tim in ihr Bett. Alle andern Wecker hasste sie, diesen aber liebte sie über alles auch ohne Musik. Sie drückte ihn und gab ihm einen Kuss, bemüht, die Augen wenigstens halb offen zu halten. Ein Vierjähriger ließ sich das noch gefallen.
»Bist du müde, Mama?«
»Nein«, log sie, »bloß glücklich.«
Die Morgensonne strahlte über den Spiegel direkt in die Dusche, was ihr trotz des Brummschädels ein Lächeln entlockte. Sie hatte allen Grund, zufrieden zu sein mit ihrem Leben. Dennoch oder gerade deshalb beschlich sie hin und wieder das Gefühl, das alles nicht verdient zu haben. Zu viel in ihrem Leben beruhte einfach auf glücklichen Zufällen. Selbst Tim verdankte sie einem solchen Zufall. Eine Kollegin in der Redaktion hatte ihn einst einen glücklichen Unfall genannt und den Nagel damit genau auf den Kopf getroffen.
Pünktlich um 7:30 Uhr, auf dem Weg zur Kita, rief Martin an. Chefredakteur Martin Brandt hatte auch eine kurze Nacht hinter sich oder wie oft gar nicht geschlafen, schloss sie aus seinem Tonfall.