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Julia glaubte, innerlich zu zerreißen. Emma gehörte zu ihrer kleinen Familie wie eine eigene Tochter. Dass sie es geschafft hatte, an der amerikanischen Elite-Uni studieren zu dürfen, erfüllte sie mit Stolz. Gleichzeitig konnte sie sich ein Leben ohne Emmas gute Dienste und ihr fröhliches Lachen kaum vorstellen. Sie verdrängte die Ungewissheit, was ohne sie aus Tim werden sollte, und schloss sie in die Arme.

»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Emma. Das ist – großartig! Herzliche Gratulation. Ich bin fast ein wenig neidisch, habe ich es doch nur an die Uni Köln geschafft.«

Beide brachen in befreiendes Gelächter aus.

»Wir müssen das feiern«, versprach sie, »aber nicht heute Nacht.«

»Nein«, seufzte Emma erleichtert. »Du wirst sicher wieder jemanden finden für unseren Tim.«

Mit diesem zweifelhaften Trost verließ sie die Wohnung. Julia starrte die Tür noch lange an, nachdem sie ins Schloss gefallen war. Klar gab es andere Kindermädchen in dieser Stadt aber keine zweite Emma. Sie füllte das Rotweinglas etwas großzügiger in dieser Nacht, bevor sie auf die Terrasse hinaustrat. Der Blick über den schwarz glänzenden Rhein, in dem sich die Bäume der Riehler Aue noch schwärzer spiegelten, beruhigte. Sie brauchte Zeit, um herunterzukommen. In einer Nacht wie dieser würde sie wohl vor morgens um zwei kein Auge schließen. Auch eine Journalistin an vorderster Front bei der Kölner Abendzeitung berichtete kaum je, wenn überhaupt, über einen Doppelmord. Über einen Doppelmord, dem möglicherweise bald weitere Gräueltaten folgen würden. Das Glas leerte sich überraschend schnell. Sie goss nach.

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