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Die Großmutter war eine kleine zierliche Frau mit einem gütigen Gesicht und klaren Augen. Sie war eine auf naive Art tiefreligiöse Katholikin, die sicher das Vaterunser rückwärts beten konnte. Selbst bei Anlässen, bei denen man es nicht vermutete, hatte sie ein Gebet auf den Lippen. Ich habe einmal beobachtet, wie sie den Hühnern, die im großen Obsthof umherliefen, ein Vaterunser vorbetete. »Man muss den Herrgott bei allem, was man tut, vor sich haben«, hat sie mich belehrt, als ich sie darauf ansprach.

Immer deutlicher empfand ich, dass mich mit ihr mehr verband als mit den Eltern. Ich war froh, sie als Verbündete zu haben, wenn es sein musste auch gegen den Vater. Ich schlief neben ihr im Bett, bis ich mein eigenes Zimmer, eine Mansarde, bekam. Wenn ich Sorgen hatte, schlechte Noten aus der Schule brachte oder im Kaufmannsladen beim Klauen erwischt worden war, suchte ich Trost bei ihr. Mutter und Vater sah ich eigentlich nur bei den Mahlzeiten – und auch bloß, weil die Großmutter mit am Tisch saß. In meiner Erinnerung ging sie immer leicht vorgebeugt, den Rücken gekrümmt, vielleicht trug sie immer noch an der Schinderei auf den Feldern und in der Werkstatt ihres Mannes, und an der Last der Schicksalsschläge.

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