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Ich lehne das Gesicht gegen die kalte Scheibe, blicke auf die schroff aufragenden Fassaden der Stadt. Bald franst die Metropole aus und geht in die flache Graslandschaft über. Nur die aufgeplusterten weißen Frühlingswölkchen reisen mit. Die Nervosität der letzten Tage verfliegt mit jedem Kilometer. Sie weicht den Überlegungen darüber, was ich in meinem Heimatort, der Kleinen Stadt am Rhein, vorhabe.

Ich kehre in Gedanken in jene Kinder- und Jugendtage zurück, in denen sich etwas Zerstörerisches in das Familienleben eingeschlichen hatte, das seither in meinem Unterbewusstsein weiterlebt. Im Laufe der sieben Jahrzehnte, die seither vergangen sind, hat vieles in der Distanz eine andere Farbe angenommen. Die Erinnerung ist ja oft nur eine Annäherung, treibt seltsame Blüten. So mischen sich in das reale Geschehen Bilder ähnlicher Schicksale, von denen ich nur gehört habe. Doch auch das dient dazu, das Milieu von damals zu erhellen.

Nach über sieben Stunden Fahrt quer durch Deutschland steige ich in Freiburg im Breisgau aus dem Zug. Ich gehe den Bahnsteig entlang, das Fahrgeräusch dröhnt noch in meinen Ohren. Nach einem prüfenden Blick erkenne ich den Freund aus Jugendtagen sofort, trotz des Barts, der jetzt um sein Kinn gewachsen ist. Er steht, wie verabredet, am Zeitschriftenkiosk, immer noch von gleicher kräftiger Statur und so versonnen wie einst. So selbstversunken habe ich ihn auch in Erinnerung. Ich habe ihn bestimmt seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen. Er hatte sich angeboten, mich abzuholen und in die Kleine Stadt am Rhein zu bringen, wo ich im »Gasthof zum Engel«, der sich jetzt ein wenig großspurig Hotel nennt, ein Zimmer für vierzehn Tage gebucht habe. Der alte Freund freut sich sichtlich über das Wiedersehen.

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