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»Wie denn? Was glaubst du, würde die Staatsanwaltschaft dazu sagen oder unser lieber Chef? Willst du unbedingt Streife fahren?«
Sie hatte ja recht – aber tausend Euro für einen kleinen Teddybären?
Sankt Petersburg, Russland
Vladimir Lukov trat ungeduldig von einem Fuß auf den andern. Die Warteschlange vor der Kasse der einzigen vernünftigen Stolowaja im weiten Umkreis wuchs schneller als er zählen konnte, dem Internet sei Dank. Die ganze Bande der Touristen schien sich in diesem einen Lokal mit hundert ›Likes‹ zu versammeln, um sich vor einer weiteren langen Nacht den Bauch für ein paar Rubel vollzuschlagen. Er dachte fast ein wenig wehmütig an die Zeit des Eisernen Vorhangs zurück, die er nur vom Hörensagen kannte. Damals gab es wenigstens keine Touristen – sonst auch nichts, aber das war eine andere Geschichte.
Die Blondine vor ihm klaubte umständlich ihr letztes Kleingeld zusammen für den Salat, der schon zu welken begann. Wozu sich ärgern? Sein Schaschlik war bereits auf dem halben Weg zur Kasse kalt geworden. Selbst das Glas mit dem Tschai fühlte sich nur noch handwarm an. Eine warme Mahlzeit innerhalb von 24 Stunden, das war eigentlich das Ziel, vor allem eine Mahlzeit, zu der man die Zähne benötigte. Ihn schauderte beim Gedanken an die faden Suppen, von denen sich seine kranke Mutter zu Hause ernährte. Sie lebte nur noch von Suppe und Papirossi, den unsäglichen russischen Zigaretten mit dem Kartonröhrchen anstelle eines anständigen Filters. Für Mamotschka spielte das leider keine Rolle mehr. Ihre Lunge musste längst schwarz sein wie eine Kohlengrube, und jetzt war auch noch Krebs im Endstadium diagnostiziert worden. Sie hustete und rauchte und fluchte nur noch in den dreißig Quadratmetern im Plattenbau, schlürfte hin und wieder etwas Suppe, die auch nach Papirossi stank, und trank Wodka, wenn sie Durst bekam. In Situationen wie dieser erinnerte er sich gerne an die trostlosen Zustände zu Hause. Das wirkte wie eine rosa Brille, durch die selbst eine hoffnungslos überfüllte Stolowaja mit kaltem Schaschlik ihren Charme versprühte.