Читать книгу Strohöl онлайн
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»Er lässt dir ausrichten, er sei jetzt bei der Arbeit und habe keine Zeit. Ich soll dich ganz lieb grüßen.«
Der Junge war erst fünf. Gab es womöglich doch ein Problem mit ihrem Lebenswandel als freie Journalistin?
»Du bist also bei der NAPHTAG«, sagte Maria.
»Ja, und ich muss jetzt …«
»Sei vorsichtig. Du betrittst die Höhle des Löwen. Das ist dir hoffentlich bewusst.«
Die Höhle eines Löwen wäre möglicherweise weniger gefährlich als die Teppichetage in diesem Turm, dachte sie, denn was sie mit dem Vorstandsvorsitzenden zu besprechen hatte, würde ihm kaum Freude bereiten. Nach dem Anschlag am Bodensee dürften die Nerven in der Konzernleitung ohnehin blank liegen, nahm sie an.
»Frau Kaiser?«, sagte eine angenehme Altstimme.
Die Dame aus dem Vorzimmer des obersten Chefs grüßte zuvorkommend, als ginge es um einen wichtigen Geschäftstermin. Vielleicht stimmte das auch.
»Ich bringe sie zu Dr. Wolf. Bitte folgen Sie mir.«
Der Small Talk im Aufzug verlief ebenso makellos unaufdringlich, wie die Vorzimmerdame zurechtgemacht war. Emma kontrollierte heimlich ihr Äußeres im Spiegel, strich die Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich andauernd selbstständig machte, und zupfte den Rock glatt, um wenigstens optisch nicht abzufallen gegenüber Dr. Wolfs Vorzimmer. Die Dame geleitete sie in einen mit teuren, weißen Polstersesseln ausgestatteten Raum. Die Fensterfront bot ein spektakuläres Panorama der Stadt Leverkusen, das der Sky Lounge eines Fünf-Sterne-Hotels wohl angestanden hätte.