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»Sie ist in den großen Konzertsälen Europas und bald in den USA zu Hause. Sie jettet zwischen Wien, Berlin, Mailand, Paris und London hin und her. Glauben Sie mir, es war nicht leicht, einen freien Termin für diesen Anlass in ihrem Kalender zu finden. Aber jetzt dürfen wir uns auf einen ganz besonders glanzvollen Höhepunkt freuen, den man sonst nur für teures Geld in den großen Metropolen erlebt.«

Sichtlich gerührt drückte sie Professor Volkmanns Hand und sah mit geröteten Wangen zu ihm auf, stolz wie ein Mädchen nach bestandener Prüfung. Dann sprach sie mit bewegter Stimme weiter:

»Jetzt ist sie für uns da, die wunderbare Pianistin Leonie Volkmann, unsere Tochter.«

Applaus brandete auf. Jonas Ullrich klatschte einige Takte mit, ohne auf die elegant in rote Seide gekleidete Frau zu achten, die wie aus dem Nichts auftauchte, von ihren Eltern mit Umarmungen und Küsschen begrüßt wurde und sich dann artig vor dem Publikum verbeugte. Zwei Arbeiter räumten die Stellwände weg, die den Konzertflügel verbargen. Leonie Volkmann setzte sich ans Instrument. Der Applaus ebbte ab, das Getuschel verstummte. In der Halle war es so still, dass Jonas sein eigenes Atmen hörte, als die ersten, leisen Töne erklangen. Leonie brachte mit ihrer Kunst den Flügel zum Singen. Sie spielte ein romantisches Stück, das wehmütig, verträumt begann und in überbordender Freude endete. Er kannte das Stück nicht, aber die Musik rührte ihn beinahe zu Tränen, wie jedes schöne Klavierspiel, weil es ihn an seine Johanna erinnerte. Leonie erhob sich und dankte lächelnd für den Beifall; die große Künstlerin, die eine Fabrikhalle mit schlechter Akustik genauso zum Klingen brachte wie den Konzertsaal der Berliner Philharmonie. Sie sprach ein paar Worte ins Mikrofon, um das nächste Stück anzukünden, ein Nocturne von Chopin.

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