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»Wir holen die Kohle rein, die alle andern hier ausgeben«, prahlte einer vom lautesten Tisch unter beifälligem Gejohle seiner Kolleginnen und Kollegen.

»Wie macht ihr das?«, fragte Jonas naiv.

»Wir verkaufen, und zwar gnadenlos.«

Gelächter am Tisch.

Jonas spielte weiter den Unbedarften: »Was verkauft ihr denn so?«

»Na was wohl! ›CAVAXIN‹, ›XORACIN‹, ›LIPEXIN‹, was immer wir unsern lieben Kunden andrehen können.«

»Ach so«, seufzte Jonas scheinbar erleichtert. »Ihr verkauft die Medikamente, die wir produzieren. Ich fürchtete schon, ihr handelt mit Drogen.«

Die Lauten krächzten vor Vergnügen. Jonas verließ den Tisch der gnadenlosen Verkäufer. Er war zufrieden mit der Art, wie er sich bei ihnen eingeführt hatte. Mit der Zeit erschwerte die stickige Luft das Atmen. Draußen vor dem Jubelzelt verpesteten die Raucher die Landluft. Auch das brauchte er nicht. Der Zigarettenrauch trieb ihn immer weiter weg vom Festvolk. Unvermittelt fand er sich allein vor dem Stall, in dessen Boxen Brüderles Lipizzaner gelangweilt im Stroh scharrten. Die kostbaren Schimmel stellten offenbar Brüderles wahre Leidenschaft dar. Soviel hatte er auf diesem Fest immerhin gelernt. Das Tor stand halb offen. Drinnen brannte Licht. Ein Pferd schnaubte, begleitet von beruhigendem Flüstern und dem Rascheln trockenen Strohs. Er ging neugierig hinein. Im Kunstlicht und ohne geführte Gruppe wirkte der Stall bescheidener, geradezu wohnlich. Jonas beschlich das Gefühl, in den verbotenen Intimbereich von Brüderles Anwesen einzudringen. Er hörte Flüstern aus einer der hinteren Boxen, die nur schummrig beleuchtet waren. Eine zierliche Frauengestalt war dabei, einem Pferd den Schweiß mit Stroh und Decke abzureiben. Das Tier genoss die Massage sichtlich. Es warf den Kopf hoch, dass die silberne Mähne im staubigen Lichtkegel tanzte und schnaubte zufrieden dabei.

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