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Ein paar Minuten später steckte Erika Modder den Parkschein in den Schlitz des Automaten und bezahlte mit einem Zehn-Euro-Schein. Das ungleiche Paar steuerte kurz darauf auf Erikas Mercedes-Benz 190 SL Cabrio, Baujahr 1963, zu. „Oh, mein Gott, was für ein wunderschönes Auto“, sagte Peter Petrov begeistert. „Wow. Gefällt mir. Super gepflegt. Sieht ja aus wie neu ...“

Erika Modder schloss die Fahrertür auf, setzte sich hinter das Steuer, beugte sich über die Mittelkonsole und den schwarzen Ledersitz, um per Hand die Beifahrertür zu öffnen. „Ja, das ist ein Schätzchen. Der Wagen war der ganze Stolz von meinem Otto. Da hängen viele Erinnerungen dran ...“ Die Professorin steckte den Schlüssel ins Schloss und startete die 1,9-Liter-Maschine. Der 105 PS starke Motor des 57 Jahre alten Sportwagens surrte leise wie eine Nähmaschine. Erika Modder war in diesem Moment sehr glücklich, sie ahnte nicht, dass sie in vier Stunden tot sein würde.

Kapitel 11

Doktor Karl Mertens saß angespannt auf seinem Bürostuhl, der bei jeder Drehung quietschte, und knetete mit seinen Fingern die schwarzen Armlehnen durch. In dem abgewetzten Kunstleder hinterließen seine Fingernägel kleine Kerben, die aussahen wie abnehmende Monde. Der stellvertretende Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Medizinischen Hochschule in Hannover hatte sich in sein Arbeitszimmer, das kaum größer als eine deutsche Gefängniszelle war, zurückgezogen und dachte darüber nach, mit welchen Worten er Kurt Brenner wohl am schnellsten davon überzeugen konnte, einer toxikologischen Laboranalyse zuzustimmen. Im Fall Nadja Stern hielt er das für dringend angebracht. Mertens hoffte, dass das der leitende Ermittler und der zuständige Staatsanwalt genauso sehen würden. Aber die Erfahrung zeigte: Nicht immer hörten Behördenvertreter auf den Rat der Experten. Es ging letztlich um die Frage: Wer soll das bezahlen? Der erfahrene Rechtsmediziner schob seine Unterlippe vor und betrachtete minutenlang den „Rausch in Rot“‘ an seiner Wand. Danach stand fest: Er würde den Leiter des Kommissariats für Tötungsdelikte mit Argumenten auf seine Seite ziehen können. Schließlich musste Brenner dem Staatsanwalt die Zusage abringen, bei der Suche nach Hinweisen auf ein Fremdverschulden tiefer als sonst zu graben. Mit beiden Händen packte Mertens die leicht abgerundete Kante der Resopalplatte mit Eichenholz-Optik und zog sich auf seinem in die Jahre gekommenen Chefsessel näher an seinen Schreibtisch. Die Rollen seines Drehstuhls produzierten Quietschgeräusche. Der Anwalt der Toten zog eine Schublade auf, in der er zahlreiche Visitenkarten aufbewahrte. Die Karte von Brenner lag zuoberst auf dem Stapel. Mertens nahm die Visitenkarte heraus, legte sie vor sich auf die transparente Tischauflage, nahm dann den Hörer seines Dienstapparats ab und wählte die Nummer des Ersten Kriminalhauptkommissars. Während es tutete, schaute der Gerichtsmediziner aus dem Fenster. Ein paar Meter unter ihm herrschte geschäftiges Treiben.

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