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Zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes Otto hatte sie sich dazu entschlossen, nicht länger allein zu bleiben und noch einmal einen Partner fürs Leben zu finden. Sie hatte sich vor zwei Wochen dazu durchgerungen, in der Wochenendausgabe der Deister- und Weserzeitung eine Kontaktanzeige zu schalten – und hatte unter Chiffre Zuschriften erhalten. Dass sie von dem Mann, der ihr geschrieben und sich als Apollo vorgestellt hatte, versetzt worden war und ein teuflischer Don Juan in die Rolle des schüchternen Liebesbriefschreibers geschlüpft war, ahnte sie nicht. Wie sollte sie auch? Es war eingetreten, wovon sie nie zu träumen gewagt hätte – ein gut aussehender Mann flirtete mit ihr. Wie alt er war, wusste sie nicht. Sie hatte sich nicht getraut, ihn danach zu fragen, um das erste Gespräch nicht auf das Thema Altersunterschied zu lenken.

Erika Modder war eigentlich ein Vernunftmensch, eine, der man so leicht kein X für ein U vormachen konnte, eine, die sich nicht von ihren Gefühlen leiten ließ. Aber in diesem Moment wurde sie – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – von ihren Gefühlen beherrscht. Sie wunderte sich über sich selbst. Wie ein Teenager hatte sie sich Hals über Kopf verknallt in diesen Typen. Erika legte ihren Kopf auf seine Schulter – und sie setzten ihren Weg durch die Altstadt in Richtung Münsterkirchhof fort. Modder war Historikerin, hatte als Professorin an der Universität Potsdam Geschichte des Altertums gelehrt. Ihr kam Platon in den Sinn. Der berühmte griechische Philosoph hatte gesagt: „Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit.“ Und das stimmte wohl auch – irgendwie zumindest. Wie bei frisch verliebten Menschen üblich, benahm sich nun auch Erika Modder sonderbar – sie war nur auf das Objekt ihrer Liebe fixiert, sie wollte nur noch mit Peter Petrov den Rest des Tages verbringen und hoffte darauf, dass er bei ihr über Nacht bleiben würde. Ach, wie vermessen ist das denn, dachte sie. Ich darf jetzt nichts überstürzen, ihn nicht unter Druck setzen, sonst wird er sich von mir abwenden. In seiner Nähe fühlte sie sich wohl und geborgen. Ich will ihn nicht verlieren.

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