Читать книгу Hotel Z. Erzählung онлайн
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Von vielen Verstorbenen gab es Fotos, die auf gusseisernen Kreuzen angebracht waren. Auf Alois’ Grab stand kein Kreuz. Der Rhododendron ließ die Blätter hängen. Maria holte Wasser, goss ihn und setzte sich auf die Bank, die keine fünf Meter vom Grab entfernt stand.
„Weißt du, was mir heute alles passiert ist?“, begann sie langsam. Sie schloss die Lider halb. Wie schön die Stille war! Rotes warmes Licht drang in ihr Inneres, eine Biene landete auf ihrer Hand, krabbelte ein wenig herum und flog dann ohne Hast davon. Sie sog die Luft noch tiefer ein, schloss die Augen ganz, sie fühlte, wie sich ihr Brustkorb im Rhythmus von Flut und Ebbe, Werden und Vergehen, Geburt und Tod hob und senkte. Sie sah sich über der Bank schweben, wenige Millimeter und nur in ihrer Vorstellung, ihre Arme wurden schwer, ihre Hände warm, gleich würde der Moment kommen, in dem sie alles in völliger Klarheit sehen würde.
„Ja, was ist dir denn passiert?“
Maria zuckte zusammen.
Links und rechts von ihr hatten sich zwei Männer niedergelassen, so dicht, dass es kein Zufall sein konnte. Sie musste die Männer nicht anblicken, um zu wissen, wer sie waren. Maria starrte auf den Rhododendron auf dem Grab ihres Freundes. Seine Blätter zitterten im Wind.