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Rüdiger, Fipp und Jan hatten einen Vierertisch direkt am Fenster ergattert. Die Stimmung im ganzen Raum war heiter-gedämpft, ein sanftes Gemurmel, unterlegt von kleinen Jazzmelodien. Etwa jeder zweite Tisch war besetzt. Es roch nach Kaffee und frisch gepresstem Traubensaft. Die Berge lagen noch im Nebel.
„Die Feigenmarmelade schmeckt himmlisch“, sagte Jan, verschränkte die langen Finger im Nacken und gab sich keine Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. „Von der müssen wir unbedingt was mitnehmen. Am besten einen ganzen Laster voll.“
Wenn es die schöne Maria, ihre Hotelwirtin, nicht gegeben hätte, wären sie wahrscheinlich schon lange nicht mehr in Südtirol gewesen, sondern schon weiter im Süden, wo es vermeintlich sicherer war. Rüdiger wusste, dass sie auf der Flucht waren, auch wenn sie als Wanderreise und Herrenausflug getarnt war. Sie flohen vor der Polizei und vor ihren Gläubigern. Notgedrungen hatten sich die drei einen Anwalt nehmen müssen, der als Spezialist für Betrugsfälle galt. Dass sie sich selbst nicht als Betrüger sahen, interessierte niemanden. Wenigstens der Anwalt stand auf ihrer Seite. Er war offenbar wirklich ziemlich fähig, verschlang jedoch leider Unsummen. Es war zwar immer noch eine Menge an Geld auf den verschiedenen Konten vorhanden, aber die Zahlen schienen sich vor ihren Augen langsam, aber stetig in nichts aufzulösen. Ansonsten hätten sie sich auch niemals in so einem kleinen und vergleichsweise billigen Hotel einquartiert. Und unter gar keinen Umständen hätten sie sich zu dritt ein gemeinsames Zimmer genommen.