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Aber irgendwann gab sie auf und sagte gar nichts mehr.

Lang, viel zu lang, wollte ich einfach nicht wahrhaben, dass Claudia Recht hatte. Wäre ich auch einer von denen, die davon überzeugt sind, dass sich die Welt nur um sie dreht, würde ich jetzt behaupten: Das Universum hat sich ganz gewaltig angestrengt, um mich endlich zur Einsicht zu zwingen. Immerhin hat es dafür auf einen Schlag Tanjas Selbstmordversuch, die arktische Kaltfront und das nächtliche Eis-Chaos auf den Straßen aufgeboten, die mich zuerst ins Schleudern, danach in die Notaufnahme, dann auf den Operationstisch und schließlich ins Krankenbett in der Unfallchirurgie gebracht hatten. Das Bett, an dem nun schon wieder mein Bruder saß und auf mich einredete, sein Gesicht ganz nah an meinem, so dass ich seinen Atem riechen musste, einen scharfen, säuerlichen, weingeschwängerten Gestank, der jedes Wort begleitete, während er mir mit weinerlicher Stimme die Ohren volljammerte wie ein kleines Kind. Mama Mama Mama.

Hört das denn niemals auf, dachte ich. Bin ich dazu verdammt, für den Rest meines Lebens in einem Krankenzimmer zu liegen, mit einer pochenden, brennenden Naht auf meiner Stirn, mit einem Kopfverband, der meine Augen fast zur Gänze bedeckt, mit Menschen, die mich „Eispatient zweihundertvier“ nennen und das wohl für einen guten Witz halten, und mit der nervtötenden Stimme meines Bruders? Meines Bruders, dem es völlig gleichgültig zu sein scheint, wie ich mich fühle, und der pausenlos nur über sich und Tanja redet und über das Schwein, das ihr Leben zerstört hat, die Sau, die schuld ist an Tanjas Depressionen und daran, dass sie sich umbringen wollte.

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