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Simone Gebert (Monas beste Freundin)
Letzte Woche hatten sich die Freundinnen nicht gesehen. Die Freundin bezeichnete sich als zufriedene Inhaberin eines raren Halbtagsjobs, als PR-Frau im Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt; recherchierte viel und schrieb hauptsächlich Texte für deren Internetauftritte. Ihr Ehemann Holger hatte eine leitende Position inne, als Polizeibeamter im gehobenen Dienst des Bundeskriminalamts in Wiesbaden, aber was genau er dort machte, wusste Mona nicht. Die jungen Frauen hatten sich vor einem Jahr in der Uniklinik angefreundet, als Leidensgenossinnen eines geteilten Doppelzimmers. Dessen traute Gemeinschaft durften sie auch nach fünf Tagen gemeinsam verlassen, allerdings ohne den überflüssigen Wurmfortsatz, üblicherweise auch als Blinddarm bezeichnet. Diese Ausnahmesituation, wo völlig fremde ihre Privatsphäre dem zufälligen Zimmergenossen manchmal so öffneten wie selten im normalen Leben, erwies sich für sie beide als Glücksfall. Denn sie wurde zum Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Monas allererste, abschreckende Klinikerfahrung im Frühjahr gleichen Jahres wurde dadurch glücklicherweise amortisiert. Der fürchterliche und nervige Aufenthalt neben einer quengeligen Bettnachbarin, der dauerschwitzenden und vollschlanken Frau Speck. Im März hatte sie sich einen schmerzhaften Abszess an der Pobacke erritten, der stationär behandelt und exzidiert werden musste. Dieser war die unerwünschte Folge eines Schnupperkurses für Reitanfänger im Wiesbadener ›Adamsthal‹, welcher zur Vorbereitung für Reiterferien in Andalusien dienen sollte. Micha hatte diese spanische Region zum gemeinsamen Urlaubsziel des Sommers erkoren und letztendlich alleine genossen – drei Monate nach ihrer Trennung. Von dieser Frau Speck wurde Mona bereits am ersten Abend als »Eule« eingestuft und nebenher noch, gebetsmühlenartig, über deren sämtliche Wehwehchen informiert.