Читать книгу Altstadt-Blues 2.0 онлайн
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Wo hatte sich nur das angedachte Kleid versteckt? Mona durchforstete den bunten Klamottenberg, der sich auf dem platzbietenden Rattanschaukelstuhl türmte.
»Ordnung ist das halbe Leben…«; hörte sie im Geiste ihren korrekten Vater dozieren und ihre lässige Mutter vermitteln:
»Wer Ordnung hält, isch nur zu faul zum suche!« Sie nicht! Da war es schon und absolut tragbar. Ein heftiges »Danke« an die Erfinder knitterfreien Materials. Wimperntusche in Intense Black, einen Klacks des genialen Consealers auf den rosa aufblühenden Pickel an der Nase und der zartrote Gloss-Lippenstift. Perfekt. Ungeschminkt in Naturpur-Look wie heute Morgen verließ Mona fast nie das Haus. Der Hund lag bequem in seiner Kuscheldecke vergraben, augenscheinlich wunschlos glücklich.
»Pass schön auf die Wohnung auf. Ich komme bald zurück«, trug sie ihm auf, während sie noch kurz seine Lieblingsstelle am Hals kraulte. »Mach mir keine Schande, bis nachher, Troll!«
*
Quer durch die Fußgängerzone wuselte es ameisenhaft. Samstags Normalzustand und heute bei strahlendem Wetter und wegen des Johannisfestes entsprechend mehr. Mona schob sich durch die Massen bis zum fachwerkgeschmückten Weinhaus auf der Ecke zur Heiliggrabgasse, die zum Bischofsplatz führte. In dieser lauschigen Weinstube pflegten wohl einige Rentner ihren Zeitwohnsitz. Zu Anfang ihrer Mainzzeit, beim fünften Anlauf darin einen Platz zu ergattern, waren Micha und sie endlich fündig geworden. Doch statt des Kellners, der ihnen die Speisekarte offerierte, erschien ein rechts und links grüßendes, sehr reifes, gemischtes Dreiergespann und behauptete empört, die Studenten blockierten ihre gewohnheitsrechtlichen, langjährigen Stammplätze, die umgehend zu ihren Gunsten zu räumen wären. Danach hatte es sie beide nie wieder gereizt, einen weiteren Versuch zu starten.