Читать книгу Schicksalspartitur онлайн
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Matthias lächelte. Er liebte seine Schwester abgöttisch, sie hatten sich immer sehr nahegestanden. Er schrieb ihr sogleich ein paar nette versöhnliche Worte und versprach ihr hoch und heilig, sie bald zu besuchen. Wie würde sie reagieren, wenn er ihr sein Verfehlen beichten würde?
Im Gegensatz zu ihm war sie ein anständiger und ehrlicher Mensch, gewiss würde sie ihren Bruder für seine Untat verachten …
Die Todesnachricht bezüglich Javor überraschte ihn. Der alte Zauselbart mit Augenbrauen, die Matthias bisweilen an ein Raupenpaar erinnerten, war ungarischer Abstammung und hatte jahrelang im selben Haus in Hamburg direkt unter ihnen gewohnt. Seine Frau hatte sich stets bei den Nachbarn beklagt, dass ihr Mann zur Hypochondrie neige, obschon es ihm gesundheitlich eigentlich gut ginge. Den lieben langen Tag lang jammere Istvan ihr die Ohren voll, was ihm alles fehle, welche Gebresten ihn plagten. Da er zudem ein Geizhals sei, weigere er sich vehement, seinen Hausarzt aufzusuchen, wahrscheinlich bräuchte er sowieso eher einen Seelenklempner, denn seine vielen eingebildeten Leiden würden nur noch übertroffen von seiner panischen Angst vor dem Sterben. Frau Javor pflegte dann jeweils die Augen zu verdrehen und anzufügen, dass er sie mit seiner Art ganz gewiss bald ins Grab bringen würde, womit sie recht behalten sollte, denn nur wenige Wochen, ehe Matthias in die Schweiz übersiedelte, segnete die rechtschaffene alte Dame das Zeitliche.