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»Hör auf. Sei still. Das verkrafte ich nicht. Ich erwarte deinen nächsten Anruf.«

Sie legt auf. Die Angst ist unvermindert stark. Die Müllmänner sind keine Politischen, sind sie deshalb schon vertrauenswürdig? Kein Risiko, das glaubt sie nicht. Der Tod lauert überall. Sie lehnt sich gegen die Scheibe der Telefonkabine, atmet tief durch.

Februar/​März, Mittelitalien, im Gebirge

Filippo läuft in Richtung Nord-Nord-Ost. Es ist sehr schönes Wetter bei klarer Spätwintersonne. Er läuft frühmorgens, in den kältesten Stunden des Tages, um sich aufzuwärmen, macht in der prallen Mittagssonne ein Nickerchen, wäscht sich gelegentlich, nicht oft, in eiskalten Flüssen und sucht nachts Unterschlupf in verfallenen Hütten, unter Büschen, um zu schlafen so gut es eben geht. Er hält sich am Hang, ohne sich allzu weit von der Ebene zu entfernen. In den Dörfern, durch die er kommt, kauft er Brot und Käse. Pro Tag legt er gut zwanzig Kilometer zurück. Die Wege sind steil, das Laufen ist beschwerlich, zumal für ihn, der nie einen anderen Sport getrieben hat als den hektischen Sprint durch die Straßen von Rom, um den Bullen zu entwischen, aber es macht ihm ganz unerwartet Freude. Nach dem Lärm, in dem er die ganzen letzten Jahre gelebt hat, erst in den besetzten Häusern Roms, dann im Gefängnis, entdeckt er jetzt die Stille des Mittelgebirges, gewöhnt sich nach und nach daran, empfindet sie als schützenden Kokon, in den er sich schmiegt, horcht darauf, was sein Körper ihm sagt, seine sich ausbildenden, kräftiger werdenden Muskeln, seine sich tief mit Luft füllende Lunge. Er horcht auf die Wörter und Sätze, die in seinem Kopf Gestalt annehmen, ohne Ordnung und ohne Ziel, und frohlockt darüber, sich frei zu fühlen, ohne Bindungen und ohne Zukunft.

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