Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн
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Nach zwei Jahren griff Jakob aus Sorge um den Fortgang seines Studiums zu, als im dritten Stock eine Zwei-Zimmer-Wohnung frei wurde. Sein Blick ging fortan nicht mehr auf den Bürgersteig und die von Rüden als Kiosk mißbrauchten Baumscheiben vor dem Haus, sondern auf weit ausladende Baumkronen der Linden zur Straße und einer Kastanie zum Hof. Und da saß er nun, zwanzig Jahre später, und seine Zehen kannten jedes Astloch zwischen dem Bett und dem Bad. Durch die Baulücke gegenüber, seit fünf Jahren bodennah belegt von einem Gebrauchtwagenhändler, sah er die Sonne sieben Monate im Jahr untergehen, über dem Hof schien sie nach Ersteigung des Nachbarhauses morgens auf sein Bett.
Kann wohnen schöner sein?
Oskar war in den rund fünfzehn Jahren, die sie sich inzwischen kannten, sechs oder sieben Mal umgezogen. Jakob hatte immer mit angefaßt und sich gefragt, was ihn trieb. Vielleicht war Jakob als Kind einfach zu viel herumgekommen. Wenn sein Vater zum Aufbruch blies, hatten sie meist nur wenige Tage, bis es losging in irgendwelche Länder, zu irgendwelchen noch nie dagewesenen Vorhaben. Jakob war in seine Bücher getaucht, hatte sich einen Schlafplatz zuweisen lassen, erkundet, in welcher Himmelsrichtung seine Heimatstadt lag, sein Bett dorthin ausgerichtet und gewartet, bis es wieder zurückging. In eine neue Wohnung, einen anderen Kiez, aber heim nach Berlin.