Читать книгу Wer die Lüge kennt. Ein Provinzkrimi aus Berlin онлайн
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Was haben die sich denn alle so? Das ist doch nun wirklich nicht so eilig, dachte Rolf Prinz. Er würde den Bericht sowieso nicht vor Montagabend lesen, vielleicht auch erst am Dienstag, je nachdem, wie der Begrüßungsabend der Fußball-Taskforce verlaufen würde. Er nickte dem Kollegen von der KT zu und ging zurück zum Dienstwagen. »Football’s coming home, it’s coming home«, summte er leise, während er den Sicherheitsgurt um seinen Leib schnallte und Fellner das Zeichen gab loszufahren.
Nach einem späten Frühstück im Stehen – drei doppelten Espresso mit reichlich Zucker – war Glander wie geplant in sein kleines Agenturbüro in Schöneberg gefahren. Dort hatte er einen längst überfälligen Bericht verfasst, ein paar Rechnungen geschrieben, eine erheblich höhere Summe zur Überweisung angewiesen und einige Mails beantwortet. Anschließend war er zu einem kurzen Mittagessen ins benachbarte »I due Emigranti« gegangen, um dann den frühen Nachmittag damit zu verbringen, Telefonate zu führen, online zu recherchieren und sich über Obdachlosigkeit in Berlin zu informieren. Er sprach mit einer Mitarbeiterin der Berliner Tiertafel e.V., die sich eigentlich in erster Linie um die Tiere mittelloser Menschen kümmerte. Aber die Ehrenamtlichen dort besaßen einen sehr unverstellten Blick auf die Menschen in Not. Was Glander im Zuge des Telefonats erfuhr, war alles andere als erbaulich. Als wohnungsloser Mensch fiel man zügig durch die Maschen des viel gerühmten sozialen Netzes. Und alle anderen Bürger der Stadt blendeten diese Art von Leid gemeinhin aus.