Читать книгу Dunkeltage im Elbsandstein онлайн
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Den gesamten Sonntag hatte es ausdauernd geregnet, nun schien wieder die Sonne von einem knallblauen Himmel und aus dem Kirnitzschtal stiegen verheißungsvolle Dunstwolken auf.
Gleich nach dem Frühstück machte sie sich mit Messer und Korb auf den Weg. »Ich geh in de Pilze«, rief sie ihrem Mann Heinrich zu, bevor sie die Haustür hinter sich zuzog. In festen Wanderschuhen, einer karierten Kittelschürze und einer selbst gestrickten Wolljacke in Altrosa schnürte Helga Dünnebier durch den Wald unterhalb von Ottendorf und besuchte all die vielversprechenden Stammplätze, die sie nie im Leben jemandem verraten würde.
Eine Stunde später lagen in ihrem Korb gut zwei Dutzend Braunhedel, fünf bildschöne Steinpilze, neun Perlpilze, fünf Semmelpilze und acht Ziegenlippen. Nachdem ihr mit ihren dreiundsiebzig Jahren das Bücken langsam etwas schwerfiel, beschloss sie, dass es für ein deftiges Mittagessen reichte und machte sich über den unteren Feldweg wieder zurück auf den Weg ins Dorf.
Das Erste, das Helga Dünnebier sah, als sie neugierig um den schwarzen BMW mit Dresdner Nummernschild herumging, war, dass da jemand lag. Jemand mit komischen weißen Cowboystiefeln und einer schwarzen Lederjacke. Vorsichtig stellte sie ihren Pilzkorb ab und ging auf die Gestalt zu. Direkt unterhalb der einzigen flachen Stelle am Feldweg lag ein Mensch auf dem Bauch. Ein magerer, junger, pickeliger, blonder Mann, wie Helga Dünnebier feststellte. Und er lag da wohl schon länger, denn seine Kleider waren völlig durchnässt vom Regen und in den offenen Augen, die leer in die Wiese starrten, saßen schon die Fliegen.