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»Ein Ladung Schrot in Brust und Unterleib aus kürzester Entfernung. Maximal fünf bis sechs Meter, keinerlei Chance für den armen Kerl hier, er ist regelrecht verblutet. Der Täter muss ihm nachgeschlichen sein, und als sich der Förster umdrehte, drückte er ab! Dann erst hat er den Körper bei den Händen gefasst und hierher gezerrt. Man sieht an den Handgelenken blaue Verfärbungen. Der Mörder hat kräftig anpacken müssen, um den schweren Mann in die Felsspalte zu hieven! Und er muss eine Menge Blut abbekommen haben.«

Der linke Schuh fehlte mitsamt dem Socken, Hose und Jacke waren an der Rückseite teilweise zerrissen und über und über mit Schmutz, altem Laub und Fichtennadeln übersät. Man konnte ahnen, dass der Mörder den Toten etliche Meter weit über den Waldboden geschleift hatte. Unmittelbar vor der Felsspalte war der Boden aufgewühlt, lagen abgebrochene Zweige. Auf dem rauen Stein waren Kratzspuren deutlich zu erkennen. Losgerissene Moospolster lagen überall herum.

Im starken Licht der Scheinwerfer suchten die Ermittler Zentimeter für Zentimeter das Gelände ab. Unweit der Felsspalte wurde ein Knopf aus Horn gefunden, des Försters Schuh zwölf Meter unterhalb im dichten Gras des Bachufers. Mittlerweile waren zwei Beamte damit beschäftigt, den leblosen Körper in einen Leichensack zu verstauen. Raffl und die verbliebenen Feuerwehrleute saßen in gebührendem Abstand auf Baumstümpfen oder Steinblöcken und rauchten. Nie zuvor war er bei einer Morduntersuchung dabei gewesen, hatte als Dorfpolizist ein eher geruhsames Arbeitsleben dreißig Jahre lang ohne viel Aufregung hinter sich gebracht. Eine Wirtshausrauferei hin und wieder, Verkehrsanhaltungen wegen Trunkenheit am Steuer, kleine Diebstähle oder lautstarke Streitigkeiten unter Nachbarn waren die Höhepunkte seiner Laufbahn gewesen. Umso aufmerksamer beobachtete er nun die akribische Arbeit der Kollegen von der Kripo. Da wurden Fußabdrücke in Gips abgegossen, Steine und Bäume auf weitere Blutspuren hin untersucht und die unmittelbare Nachbarschaft des Fundortes mit Pinseln und einem kleinen Besen gründlich gereinigt und ebenfalls untersucht. Das Tuckern des Notstromaggregates verlieh der Szene eine gruselige Schaurigkeit. Rund um ihn drehten die Ermittler Steine um, räumten tote Äste und Reisig zur Seite, durchschnitten Lichtbündel die Dunkelheit des dichten Waldes. Käfer und Ameisen flüchteten in panischer Angst vor den menschlichen Eindringlingen. Immer weitere Kreise zog man auf der Suche nach Spuren um das Nonnenloch. Hundert Meter oberhalb der steilen Böschung wurde man fündig. Durch eine große Wasserlacke war ein Wagen gefahren, in feuchter Erde ein klares Reifenprofil hinterlassend. Breite, schwere Reifen, aller Voraussicht nach von einem Geländeauto. Sofort war der Fotograf zur Stelle. Raffl zeigte sich fasziniert von der effizienten Arbeit der Kollegen. Jeder wusste, was er zu tun hatte, keiner stand herum, eine geradezu groteske Stille lag über dem Schauplatz des Geschehens, fast so, als ob man dem Toten Respekt zollen wollte.

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