Читать книгу Bangkok Oneway онлайн
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»Hörst du mir überhaupt zu?«
Ute hatte Dagmars glasigen Blick bemerkt. Eine Träne lief über ihre Wange – sie suchte ein Papiertaschentuch in ihrer Handtasche. Ute nahm Dagmars Hand und tröstete sie:
»Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir im Augenblick geht. Du musst dich aber beschäftigen und etwas ablenken, sonst drehst du noch durch. Im Moment können wir doch nur warten.«
Dagmar nickte stumm und schnäuzte sich.
»Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich hier alleine lasse. Zwar habe ich auch meine Probleme, wir werden das Kind schon irgendwie schaukeln. Außerdem bin ich jederzeit über Handy zu erreichen.«
»Ich habe übermorgen Geburtstag«, flüsterte Dagmar. »Den wollten wir in Nordthailand feiern.«
Die nächsten Tage brachte Dagmar damit zu, den Besichtigungsplan abzuarbeiten. Sie litt unter der Hitze und der schlechten Großstadtluft. Die Menschenmassen machten ihr zu schaffen und oft stand sie ratlos an irgendeiner Ecke und fand keine Orientierung. Meist wurde sie dann nach kurzer Zeit von Thailändern angesprochen, die ihr weiterhalfen, ihr gut gemeinte Tipps gaben und ihr eine schöne Zeit in Bangkok wünschten. Niemals fühlte sie sich dabei bedrängt oder genötigt und so erlangte sie langsam Selbstvertrauen und ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Allmählich gelang es ihr sogar, die Schönheit der Dinge einfach zu genießen und sich ein wenig treiben zu lassen. An Hunderten von geparkten Reisebussen vorbei, gelangte sie vom Sanam Luang Platz zum Grand Palace. Im goldbunt glitzernden Wat Phra Kaeo war es ihr deutlich zu voll und zu hektisch, so brach sie ihre Besichtigung dort ab und suchte auf der Karte das nächste Ziel, den Wat Po. Ute hatte ihr aufgeschrieben, dass sie bei ausreichender Kondition ruhig das Stück zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten zu Fuß gehen sollte. Vorbei an einem Amulett-Flohmarkt, ging sie parallel zum großen Fluss im spärlichen Schatten der jungen Alleebäume. Der Schweiß lief ihr den Nacken herunter und die Sonne blendete. Im Tempel bewunderte sie den riesigen liegenden Buddha, der reich mit filigranen Ornamenten verziert war. Auch hier drängten sich viele Menschen, im Vergleich zum Smaragd-Buddha-Tempel Phra Kaeo ging es hier jedoch ruhig und besinnlich zu. Die so ganz andere Geräuschkulisse fiel ihr auf. Hier kann man die Leute lächeln hören, dachte sie fasziniert. Auf dem Rückweg von der Toilette, die unerwartet sauber und modern war, wurde sie von einer jungen Thailänderin abgefangen.