Читать книгу Schwarze Krähen - Boten des Todes онлайн
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Kurz vor der Morgenvisite schleppte sich Melissa in die Stationsküche. Dort stand der Oberarzt mit einer Tasse starken Kaffees in der Hand. Sonst befand sich niemand im Raum.
„Möchtest du auch eine Tasse?“, wandte er sich besorgt an sie. „Du siehst aus, als könntest du einen Muntermacher brauchen.“
Er goss ihr eine Tasse voll und reichte sie ihr. Sie nahm den heißen, dampfenden Kaffee mit zitternden Händen entgegen und sank auf einen Stuhl. Plötzlich meinte sie das Gefühl zu haben, als würde der Küchenschrank rundherum kreisen. Rasch schloss sie die Augen, um dieses unruhige Bild zu verscheuchen.
„Melissa, du siehst vollkommen erschöpft aus. Mach’ eine Pause, sonst rede ich selbst mit meiner Tante“, bot er ihr an.
Sie jedoch schüttelte nur den Kopf und antwortete leise: „Es geht schon gleich wieder.“
Heute war Mitte der Woche und an jedem Mittwoch begleitete die Mutter Oberin persönlich die Visite in der Kinderklinik. Gordon stellte seine leere Tasse in den Abwasch und verließ die Küche mit einem bedenklichen Blick auf die Ordensschwester. Melissa trank nichts von dem Kaffee. Allein schon der strenge Geruch widerte sie regelrecht an und da ging es auch schon wieder los. Ihr Magen drehte sich um und sie flüchtete nur noch auf die nächste Toilette. Vollkommen fertig, mit wackeligen Beinen sah sie auf die Uhr. Die Visite hatte bereits begonnen. Sie kam zu spät. Das auch noch, gerade heute, dachte sie.