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»Er ist Maurer.«
Vor fünf Minuten war er noch Boxer gewesen, dieser ominöse Enkel. Ein Zweieinhalbmetermann, ohne Zweifel, und er verbrachte alle Abende bei der Oma. Ein Hirngespinst. Müller sammelte seine Sachen vom Boden auf und schob Frau Zangerle vor sich her in die Küche. »Sind diese Reihenhäuser hier gleich gebaut?«, fragte er. »So vom Grundriss her?«
»Vor langer Zeit mal, ja«, antwortete Zangerle. »Aber das hat dann jeder nach seiner Fasson geändert. Wir mussten erst mal Wände einziehen, als wir es gekauft haben, da war ja nichts.« Erschöpft sank sie auf ihren einzigen Küchenstuhl und hob dann erschrocken das Kinn, als wäre ihr eingefallen, dass sie keine Schwäche zeigen durfte. »Mein Enkel wird sich fragen, was so wichtig an Herrn Steenbergens Telefon ist, dass Sie deshalb bei mir eindringen müssen«, sagte sie drohend. »Ungebeten!«, setzte sie noch hinzu.
Ja, genau das, dachte Müller, von schlimmsten Ahnungen erfüllt, war das Problem. Er durfte nicht auffallen. Darum war er ja auch nicht einfach ins leere Nachbarhaus eingestiegen. Das Gebäude war leider eine Art natürliche Festung: Den rückwärtigen Garten umschlossen Rasenflächen, die allesamt klein, intensiv bespielt oder wahnsinnig überschaubar waren, und direkt am Vordereingang stand eine Straßenlaterne, die nachts hell auf die Häuserfront strahlte. Außerdem besaß er keinen Dietrich. Das Risiko eines Bruchs war einfach zu hoch. Alles, was Steenbergens bizarrem Tod nur den kleinsten Verdachtsmoment hinzufügte, musste den GAU auslösen. Allerdings würde man den Manager und Wissenschaftler Steenbergen nicht unbedingt mit seiner greisen Nachbarin in Verbindung bringen. Der Typ, der die Abende im Haus nebenan verbrachte, war er kaum gewesen. »Haben Sie Herrn Steenbergen gut gekannt?«, fragte Müller, während er sein Laptop auf den Küchentisch legte und kurz untersuchte. Hoffentlich hatte es den Sturz heil überstanden.