Читать книгу Müllers Morde онлайн
67 страница из 99
* * *
Richard räumte den Atlantis-Tisch beiseite und steckte den Schlüssel ins Schloss: er passte. Er ließ sich nicht leicht drehen, aber mit etwas Druck war es kein Problem. Richard drehte nochmals, zog dann am Schlüssel und nahm das Küchenmesser, um die Tür freizuschneiden. Unter seinen tastenden Fingern spürte er den Rahmen der Tür, das Blatt und die schmale Lücke dazwischen, in die er das Messer stoßen musste. Doch sowie das Messer in der Tapete stak, erkannte Richard, dass die Arbeit bereits getan war: Ein scharfer Schnitt verlief rund um die Tür, in der steifen rosenberankten Tapete so unsichtbar, dass Richard ihn mit bloßem Auge nicht erkannt hätte. Aha, dachte er voller Genugtuung. Also doch. Ein geheimes Zimmer in Steenbergens Haus. Mit neuer Energie drehte er den Schlüssel und drückte gegen die Tür, doch nichts tat sich: Ihr fehlte die Klinke.
* * *
Irgendwann kurz vor sieben
Ein Knall. Müller fiel vor Schreck fast in die Wäschetruhe, die er gerade zur Seite gerückt hatte, da war etwas gefallen, dort oben, wo die alte Frau Zangerle lag, das konnte nicht sein. Nun war alles mäuschenstill, und Müller spürte sein Herz pumpen. Als Kind hatte er einmal einen unheimlichen Traum gehabt: Er schlief, und als er aufwachte, saß neben seinem Bett eine böse alte Frau, die ihn aus gierigen Augen stumm anstarrte. Er hatte völlig reglos gelegen, die Luft angehalten, sich tot gestellt bis es fast stimmte, sieben Jahre alt, und die funkelnden Augen der Alten sagten: Das ist genau das richtige Alter, mein Knecht. Man konnte sie nicht einfach wegblinzeln, sie hatte noch eine ganze Weile neben dem Bett des kleinen Jungen gesessen, und manchmal, in den dunklen Nächten, war sie wiedergekommen. Er hatte es an der Kälte gespürt, derselben bewegten Kälte, die auch hier im Keller herumkroch. Dann hörte er ein Rascheln von oben. Tot gestellt. Plötzlich wusste er, was los war.