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Charlotte fand einen Fensterplatz. Neugierig starrte sie nach draußen. Alles erschien ihr fremd, bis der Zug am Wedding hielt. Der Bahnhof hatte sich kaum verändert. Am liebsten wäre sie ausgestiegen und ein wenig in der vertrauten Gegend herumgeschlendert. Was hinderte sie eigentlich daran, es zu tun? Ein Verbot zu übertreten hatte sie in ihren jungen Jahren keine Sekunde Nachdenken gekostet.

Sie war in Friedrichsberg aufgewachsen, einer Vorstadt im Osten, die seit ihrem Geburtsjahr 1908 auf keinem Pharus-Plan mehr auftauchte und heute zu Friedrichshain gehörte. Zu dritt bewohnten sie in der Kreutzigerstraße Stube und Küche im Hinterhof. Das Gewehr, das der Vater in den heißen Januartagen 1919 mit nach Hause gebracht hatte, blieb so lange in ihrer Matratze versteckt, bis das Kinderbett, dem sie ohnehin um einige Zentimeter entwachsen war, eines Nachts unter ihr zusammenbrach und das Geheimnis preisgab. Das magische Wort Partei, das im Zusammenhang mit dieser Waffe fiel, gehörte zum vertrauten Wortschatz in der Familie. Von Beruf war ihr Vater Parteiarbeiter, wie er der Zwölfjährigen geduldig auseinandersetzte, wobei er sie eindringlich ermahnte, die Partei bei eventuellen Befragungen ungenannt zu lassen.

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