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Elka, die eigentlich Elke heißen sollte, war vier, als man Jakob verhaftete und wenige Tage später auch Charlotte vorlud, sie bedrohte, beschimpfte, ihr ins Gesicht schlug und ankündigte, sie ins Lager und Elke in ein Heim zu stecken, würde sie nicht zugeben, von Jakobs verräterischem Treiben gewusst, ja ihn dabei unterstützt zu haben. Halb wahnsinnig vor Angst um die bei der Zimmernachbarin zurückgelassene Tochter, war sie beinahe bereit, alles zu unterschreiben, was man ihr vorlegte, als der hasserfüllte Eifer des Vernehmers unerwartet erlahmte. Drei weitere schreckliche Wochen vergingen, bis man sie plötzlich aus dem düsteren Kerker eher verjagte als entließ. Erst vor wenigen Wochen hatte sie einen möglichen Grund dafür erfahren. Das Schreiben über Jakobs Rehabilitation verzeichnete den Tag ihrer letzten Vernehmung als den seines Todes in der Lubjanka.

Unter all den fremden Frauen in der stinkenden, überfüllten Zelle hatte sie gelernt, mit der Verzweiflung umzugehen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, als sie ihr blasses und verstörtes Kind wieder in die Arme schloss. Und ein wenig blieb ihr dieses Glück treu. Hielt jemand die Hand schützend über sie, damit sie nicht die Arbeit in der Fabrik und das dürftige Kämmerchen in der drangvollen Gemeinschaftswohnung verlor, in dem sie hausten? Frauen und Angehörige der Volksfeinde verschwanden spurlos in den Lagern, die Kinder in Heimen. Viele wurden nach Deutschland ausgeliefert, sie und Elke jedoch erst nach Kriegsausbruch in eine primitive Siedlung nahe Taschkent deportiert. Dort wären sie gewiss zugrunde gegangen, hätte es nicht den einflussreichen Genossen Max Weidner gegeben, der sich ihrer aus Berlin erinnerte. Ihm gelang es, sie als wichtige Mitarbeiterin nach Ufa mitzunehmen und später sogar zurück nach Moskau kommandieren zu lassen.

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