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Als sie sechzehn wurde und die Inflation sich ebenso endgültig verflüchtigt hatte wie die Aussicht auf eine baldige revolutionäre Erhebung der Massen, gehörte sie selbst schon dazu, zum Apparat, in den sie wie selbstverständlich hineinwuchs. Als man den Vater fünf Jahre später zu den sogenannten Versöhnlern zählte und er nur nach harscher Selbstanklage mit einer gelinden Parteistrafe davonkam, verurteilte sie ihn scharf. Gewisser spezieller Aufgaben wegen hatte sie sich weitgehend von den Eltern abgenabelt. In Wahrheit stand sie gänzlich unter dem Einfluss des schwarzlockigen und absolut linientreuen jungen Genossen Jakob Menzel, dessen wahren Namen man ihr erst zehn Jahre später im Verlauf inquisitorischer Vernehmungen und in russischer Sprache vorhielt, so dass sie lange nicht begriff, von wem die Rede war. Ihre einzige Liebe, dieser furchtlose Kämpfer mit dem feurigen Blick aus den so verträumt schimmernden Augen, dem sie mehr vertraute als jedem anderen Genossen, hieß angeblich Isaak Mendel und war der Spionage für die verhassten Faschisten überführt. Diesem unbeirrbar geradlinigen Menschen, der sie nie belogen oder betrogen hatte, war sie blindlings nach Prag und schließlich – welch ein Glücksgefühl empfand sie! – direkt in die Hauptstadt der Welt gefolgt, wo inmitten all der Enge und täglichen Unruhe die gemeinsame Tochter das Licht der Welt erblickte. Mit welchem Stolz versuchte sie, die Urkunde in der noch fremden Schrift zu entziffern! Elka Jakubowna Menzel. Geburtsort: Moskau. Konnte es bessere Voraussetzungen für die Zukunft eines Kindes geben?

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