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»Mama! Augi ist doch eine Puppe. Die hat keine Zähne«, erklärte Lisa in einem Tonfall, den nur kleine Kinder zustandebringen und auch nur dann, wenn sie ihren zurückgebliebenen Eltern etwas völlig Sonnenklares erklären müssen.

Soledad sah ihr nach, wie sie über den kurzen Flur tappte und im Nebenzimmer verschwand. Dies war das allabendliche Ritual - bevor Soledad ihre Tochter ins Bett brachte, musste diese erst einmal Augi ins Bett bringen.

Danach kuschelte sie sich noch für die Dauer der Nachrichten zu Soledad in den Sessel, weil Erwachsene das ja so machten, noch fernsehen, wenn die Kinder schon im Bett lagen, und die Tagesschau war die erwachsenste Serie, die Lisa kannte. Wobei sie erwachsen mit langweilig gleichsetzte.

Lisa kam zurück, enterte den Sessel und schaute gebannt auf den Schirm, wo sich gerade das NDR-Logo aufbaute.

»Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es heute im Kindergarten war.«

»Ganz gut«. Lisa nahm den Blick nicht vorm Fernseher und tat so, als ob sie Dinge wie die Krise in Griechenland oder Serbien oder überhaupt irgendwelche Krisen interessierten. »Das ist deutsch«, stellte sie schließlich fest.

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