Читать книгу Highcliffe Moon - Seelenflüsterer онлайн
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Es war nur eine kleine, mit verschiedenen Gräsern bewachsene, von Büschen umgebene Fläche, hoch oben auf den Klippen über dem Strand, mit einem Ausblick auf nichts als das Meer und den, verglichen mit den übrigen Stränden, eher schmalen Sandstreifen. Es gab weitaus bequemer zu erreichende Aussichtspunkte, die auch sicherer zu betreten waren, daher war dieser offenbar nicht bekannt. Wenigstens hatte ich in den Jahren hier niemals jemanden getroffen, und ich kam ziemlich oft her.
Wenn man, was nicht empfehlenswert war, sehr dicht an die Kante trat, konnte man weiter unterhalb hier und da abgerutschte Brocken entdecken, die wie kleine Halbinseln von der Steilwand Richtung Meer ragten. Jahr für Jahr schleuderten die wilden Herbststürme das Wasser gegen die Steilküste und höhlten sie nach und nach immer mehr aus, sodass der Klippenweg schon weiter nach hinten verlegt werden musste. Ich befürchtete, dass auch mein Platz irgendwann mal Opfer der Naturgewalten werden würde. Der große, abgeflachte Stein, der hier lag und auf dem ich manchmal stundenlang saß, würde sich dann am Strand bei den anderen wiederfinden, die vor Jahren dasselbe Schicksal ereilt hatte. Doch das würde erst in unzähligen Jahren passieren, hoffte ich, und so lange war dies mein persönliches Fleckchen Erde. Ich nannte es nur für mich Val Harbour, meinen Hafen, in den ich mich zurückziehen konnte. Hier oben auf dem Kliff zu stehen, weit auf das mal sanft an den Strand plätschernde oder auch wild tosende Meer hinauszuschauen, den Sonnenuntergang zu beobachten oder sich gegen den Wind zu stemmen und eins mit den Naturgewalten zu werden, war eine Reinigung von allem Schlechten und ein so erhabenes Gefühl, dass die Bedeutung vieler zu wichtig genommener Dinge klein wurde. Alles relativierte sich, alles wurde weniger schlimm. Und wenn ich glücklich war, fühlte sich alles noch besser an. In sternenklaren Nächten konnte man oft einen Mond sehen, der klarer, heller und größer erschien als irgendwo sonst. Für mich war es ein magischer Ort. Hier konnte ich meine Seele auftanken. Und das brauchte ich einfach hin und wieder.