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Die vierziger Jahre schritten voran. In meinem Gedächtnis läuft da vieles zusammen, was sich zu einem Gefühlsgebirge auftürmt, Wolkenwülsten vergleichbar, die aussehen, als habe Rubens sie an den blauen Sommerhimmel des Jahres 1942 gemalt. Der Vater hatte wieder zurück ins Alltagsleben gefunden, ganz erholt hat er sich jedoch nie mehr. Das lässt sich schon an den immer wiederkehrenden Infektionen und den vielen Arztbesuchen ablesen, von denen er stets abgeschlagen und mutlos zurückkehrte.

Er stellte dann sein Fahrrad an der Haustür ab und schlurfte, als würde ihn bei jedem Schritt der Schmerz einer Wunde quälen, in die Schnapsbrennerei, die der Werkstatt angegliedert war und die er als Nebenerwerb betrieb. Sie brachte ein schönes Sümmchen auf sein Konto bei der Vereinsbank. Sein Kirschwasser und sein Mirabellenschnaps waren begehrt und wurden in verschiedenen Wirtshäusern angeboten, in denen der Vater auch ein guter Gast war.

Ich habe oft neben dem großen Brennkessel gehockt und zugeschaut, wie der Vater dicke Holzscheite in den Ofen unter dem Kessel schob und den nicht trinkbaren Vorlauf, der wie der Leim aus seiner Werkstatt roch, für andere Verwendungen abfüllte. In einem zweiten Brennvorgang rieselte dann der Feinbrand in einem dünnen Strahl aus dem Kessel in eine der bauchigen Korbflaschen. Einmal beobachtet ich ihn dabei, wie er ein paar Handvoll Nüsse, die noch in den grasgrünen Schalen steckten, in einer der großen Pullen versenkte, Zucker dazuschüttete und den noch warmen Trester-Schnaps darübergoss, bis sie zu drei Vierteln gefüllt war. Die Buddel blieb den ganzen Sommer auf dem Sims vor dem großen Werkstattfenster in der prallen Sonne stehen, mit einer dicken Schnur vertäut. Im späten Herbst wurde das Gebräu abgeseiht und als Nusslikör zur Verdauung eines kräftigen Sonntagsessens serviert.

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