Главная » Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte. Roman читать онлайн | страница 27

Читать книгу Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte. Roman онлайн

27 страница из 40

4.

Die Großmutter war eine sparsame Frau. Die Sparsamkeit hörte allerdings da auf, wo die Frömmigkeit begann.

Als der Tag meiner Erstkommunion näher kam, fuhren wir mit dem Bähnle in die Kreisstadt in ein weithin bekanntes Bekleidungshaus. Dort wurde ich von einer der Verkäuferinnen mit einem Zollstock vermessen und dann mit einem dunkelblauen Bleyle-Anzug mit Matrosenkragen ausstaffiert.

»Das gehört sich so«, sagte sie, als die Eltern fragten, warum sie nicht selbst einen Anzug geschneidert habe. Das ginge ihr doch leicht von der Hand.

Ostern lag früh im Jahr. Die Mutter hatte eine Sonderration Mandeln ergattert und zwei Linzer Torten damit gebacken, eine für den Osterkaffee und eine für meinen Erstkommunionstag, den »Weißen Sonntag«, der eine Woche darauf folgte. Ins neue Gebetbuch, das ich von der Großmutter zu diesem Tag geschenkt bekam, konnte ich schon meinen Namen in Sütterlin-Buchstaben eintragen.

Es schneite an diesem Apriltag, als ich mit den anderen Kommunionskindern, die Mädchen in langen weißen Kleidern, am feierlich geschmückten Hochaltar vom Pfarrer die Oblate auf die Zunge gelegt bekam und einen Schluck aus dem goldenen Kelch nehmen durfte. Vorsichtshalber schenkte man aber Apfelsaft aus statt des Weins, von dem in der Heiligen Schrift die Rede ist. Ich empfand bei der heiligen Handlung durchaus, dass da etwas Außergewöhnliches geschehen war, obwohl ich mir trotz der vielen Gedanken, die ich mir darüber machte, einfach nicht vorstellen konnte, das Blut und den Leib Christi in mich aufgenommen zu haben. Der Pfarrer, den ich im Religionsunterricht daraufhin ansprach, wand sich ein wenig, dann stampfte er mit dem Fuß auf, als ob er mich zurechtweisen wollte: »Das ist einfach so. Da gibt es nicht viel zu erklären. Das musst du glauben, wenn du ein Katholik sein willst.«

Правообладателям