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Brüderle nahm die Unterschriftenmappe aus dem Eingangskörbchen und setzte seine tägliche Routinearbeit fort, als wäre er nie unterbrochen worden.

Jonas konnte keinen klaren Gedanken fassen, fand kaum den Ausgang und torkelte den Korridor hinunter zu den Aufzügen wie ein angezählter Boxer, der sich kaum auf den Beinen halten kann. Es war der Tag, an dem er zum ersten Mal einen Anruf von Tess nicht entgegennahm und keine ihrer Kurznachrichten beantwortete. Seine Zukunft begann früher, als ihm lieb war.

Gestüt Walpurga, Badenweiler

»Soll ich den Kaffee auftragen, Madame?«

Tess blinzelte, schloss die Augen sofort wieder. Das grelle Licht tanzte weiter in ihrem Schädel, als freute es sich über ihren elenden Zustand. »Wie spät ist es?«, ächzte sie heiser mit trockenem Mund.

»Drei – Sie haben geklingelt.«

Sie tastete nach dem Flachmann auf dem Nachttischchen. »Leer«, murmelte sie und hielt der Bediensteten die Flasche hin.

»Soll ich das Bad einlassen, Madame?«

Sie drehte sich auf die andere Seite, gab einen Laut von sich, den das Dienstmädchen als Ja verstand, und vergrub den Kopf im Kissen. Das Rauschen des Wassers drang gedämpft in ihr Ohr. Es hörte sich an, als liefe die neu gewonnene Lebensfreude in einem Sturzbach aus ihrem Körper. Der alte Schnapsnebel machte sich wieder in ihren grauen Zellen breit. So ließ sich der jähe Verlust der blühenden Wiesen und lauen Frühlingslüftchen besser ertragen. Seit Tagen versuchte sie Jonas zu erreichen, sprach nur noch mit seiner Mailbox. Kein Morgengruß wartete auf dem Display des Handys, wenn sie aufwachte. Wozu überhaupt aufwachen unter diesen Umständen? Alles war wieder so sinnlos wie vor ihrer Begegnung mit ihm. Das Dienstmädchen ließ sich Zeit mit dem Wodka, also schleppte sie sich mühsam ins Bad. Die ätherischen Öle des Badezusatzes erregten Übelkeit, aber der stechende Geruch wehte wenigstens einen Teil des Selbstmitleids aus ihrem Kopf. Ihre Gedanken begannen, sich neu zu ordnen. Der Entschluss, Klarheit zu schaffen – heute, jetzt, sofort – drängte sich in den Vordergrund. Jonas sollte ihr ins Gesicht sagen, weshalb er plötzlich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Sie musste ihr Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen. Alkohol war nicht die Lösung, hämmerte der Verstand ihr ein. So sehr, dass sie den Flachmann vergaß, noch ehe sie aus dem Bad stieg.

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