Читать книгу Januargier. Kriminalroman inspiriert von wahren Kriminalfällen онлайн
13 страница из 95
„Ey, du Arsch, was soll der Scheiß?“, stieß Holdorf hervor und rieb sich instinktiv über sein Drachen-Tattoo. „Was bist du denn für ein Perverser?“ Der Täter blieb die Antwort darauf schuldig. Er verzog sein Gesicht zu einer fiesen Fratze und grinste. „Halt’s Maul, Franky. Du hast es gleich hinter dir.“ In aller Ruhe steckte der Spritzenmann einen schwarzen Gummistopfen, den er in seiner linken Hand gehalten hatte, auf die Injektionsnadel und ließ die Spritze danach in die rechte Tasche seines Sweatshirts gleiten. Er würde die Spritze noch öfter benutzen. Dessen war sich der Mörder sicher. Dass es so einfach war, den perfekten Mord zu begehen, faszinierte ihn von Mal zu Mal mehr. Er hatte schon viele Menschen auf diese Weise getötet, aber noch nie hatten die Ärzte, die die Totenscheine ausstellen mussten, oder die Polizisten, die die von ihm verursachten Todesfälle untersuchten, Verdacht geschöpft. Jedenfalls hatte er später nichts in den Zeitungen darüber gelesen.
Die Injektion zeigte rasch Wirkung. Frank Holdorf schwitzte stark. Auf seiner Stirn hatten sich dicke Schweißperlen gebildet. Sie tropften im Sekundentakt auf seine hervorstehenden Wangenknochen und fielen schließlich zu Boden. In seinem Schädel hämmerte ein Kopfschmerz, der rasch an Intensität zunahm und ihn wahnsinnig machte. Holdorf begann heftig zu zittern. Sein Herz raste, seine von der Tränenflüssigkeit brennenden Augen fingen plötzlich nur noch verschwommene Doppelbilder ein. Frank Holdorf saß wie gelähmt auf seinem Sofa. Dieser Typ musste ihm irgendeine Droge, die ihn wehr- und handlungsunfähig machte, injiziert haben. Holdorf erkannte, dass seine Kneipen-Bekanntschaft Schubladen öffnete und durchwühlte. Er konnte nichts dagegen tun, nicht einmal mehr sprechen. Der Schmerz in seinem Kopf wurde unerträglich. Er hatte das Gefühl, sein Schädel würde gleich platzen. Holdorf fing an zu fantasieren, er stellte sich vor, dass in seinem Gehirn ein Hufschmied mit einem schweren Hammer auf einen Amboss schlug – wieder und wieder. Er wollte, dass es aufhört, aber es war nur ein Wunsch, der nicht in Erfüllung ging. Er bekam keine Luft mehr, stöhnte und röchelte. Die kehligen und rasselnden Laute, die seinen Mund verließen, hörten sich an wie ein kaputter Auspuff. 20 Sekunden später wurde das Stöhnen und Gurgeln leiser, trübte Holdorf ein. Kurz darauf verlor er das Bewusstsein. Sein Oberkörper kippte zur Seite wie ein Sack Kartoffeln, dem jemand einen Fußtritt versetzt hatte, seine Augen waren weit aufgerissen und sahen angsterfüllt aus, seine Haut war aschfahl, seine Lippen wirkten blutleer. Das Gehirn hörte auf zu arbeiten. Weil deshalb die Impulse, die die Atmung auslösen, ausblieben, erstickte Frank Holdorf. Aber das bekam er schon nicht mehr mit.