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Herma nahm einen Schluck Tee, stützte ihre Ellenbogen auf der Tischplatte ab und umklammerte die 100 Jahre alte handbemalte Porzellan-Tasse, die einmal ihrer Urgroßmutter gehört hatte, mit beiden Händen. Sie war hin- und hergerissen. Sollte sie ihren Job, den sie so liebte, an den Nagel hängen? Oder sollte sie ihre Ängste verdrängen und sich möglichst schnell wieder in die Arbeit stürzen? Diese Entscheidung konnte ihr keiner abnehmen. Sie musste sie ganz alleine fällen. Herma kam eine alte Reiterweisheit in den Sinn, die ihr Vater häufig zitiert hatte. „Runterfallen. Wieder aufsitzen. Zügel richten. Weiterreiten.“ So hatte sie es bislang auch immer gehalten. Aber die hinterhältige Attacke hatte ihr Leben gänzlich verändert. Sie hatte ihr das Selbstvertrauen geraubt. Tagsüber wurde Herma häufig von Kopfschmerzen geplagt, nachts lag sie oft wach und verfiel in einen Grübel-Modus. Mit der rechten Hand strich Herma unwillkürlich durch ihr dünnes blondes Haar. An ihrem Hinterkopf ertastete sie die 15 Zentimeter lange OP-Narbe. An einigen Stellen war die inzwischen gut verheilte Wunde noch mit Schorf bedeckt. Mit den Fingerspitzen konnte Herma kurze Haarstoppel fühlen, die sich im Wundbereich gebildet hatten. Immerhin wachsen die Haare und ich behalte keine kahle Stelle zurück, dachte sie, presste die Lippen zusammen und quälte sich ein Lächeln heraus. Vorsichtig tastete Herma weiter ihre Kopfhaut ab. Mit ihrem Zeigefinger drückte sie auf das sich bildende Narbengewebe. Sofort schoss ein stechender Schmerz durch ihren Kopf. „Scheiße. Scheiße. Scheiße ...“, rief Herma. Es war ein Schrei der Verzweiflung. Würde sie wieder ganz die Alte werden?

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