Читать книгу Januargier. Kriminalroman inspiriert von wahren Kriminalfällen онлайн
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Doktor Mertens runzelte die Stirn, signalisierte mit ausgebreiteten Armen Unverständnis. „Was willst du mir damit sagen, mein Lieber? Das ist doch fast jeden Tag so ...“ Klaus Martin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Äh ... Na ja ... Ich meine nur: Wir können uns über Arbeit nicht beklagen, und wir beide nehmen uns jetzt noch mal die Leiche einer Frau vor, die wir bereits gestern obduziert haben. Ganz offen und ehrlich: Ich verstehe nicht, warum ...“ Der Leitende Oberarzt lächelte wissend, verschränkte seine Arme vor der Brust. „Geht es in unserem Job nicht immer um das Warum?“
Doktor Martin winkte ab. „Ist ja auch egal ... Du machst ja eh, was du willst. Die Frau liegt auf Tisch eins.“ Präparator Hermann Schmidt stand am Kopfende und wartete geduldig auf die Mediziner. Auf Anweisung von Doktor Klaus Martin hatte er die Bahre, auf der der Leichnam lag, vor einer halben Stunde aus dem Kühlfach, von dort auf einen höhenverstellbaren Rollwagen gezogen und dann zum Sektionstisch geschoben. Er war gespannt, was Mertens und Martin vorhatten. Es kam nicht häufig vor, dass Rechtsmediziner eine Leiche ein zweites Mal untersuchen wollten – zumal sich die aufgeschnittenen Innereien der Toten bereits in einem blauen Kunststoffsack befanden, den Schmidt nach der Autopsie in die zuvor ausgeräumte Bauchhöhle der Toten gestopft hatte. Auf Geheiß der Obduzenten hatte der Präparator den tiefen Längsschnitt, der von der Drosselgrube am Hals über das Brustbein bis hinunter zur Schambeinfuge reichte, mit einer großen chirurgischen Nadel und einem starken blauen Faden ordentlich wieder verschlossen.