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„Sag nicht, du bist auf was gestoßen?“, fragte Mertens erwartungsvoll. „Vielleicht ... Hier, guck mal ...“ Klaus Martin zeigte auf einen winzigen Punkt am Hinterkopf der Toten. „Das da könnte eine Einstichstelle sein, oder?“ Mertens schaute sich die Stelle durch sein Vergrößerungsglas an. „Hm ... Ja, in der Tat ... Das sieht wie eine Punktion aus. Könnte aber auch ein Insektenstich sein.“

Martin tat überrascht: „Im Januar? Nee, das halte ich für mehr als unwahrscheinlich.“ Doc Mertens war elektrisiert. In seinem Kopf tobte ein Gedankensturm. Was, wenn dieser Frau ein unbekanntes Gift injiziert worden war? War Nadja Stern getötet worden? Dann hatte der Mörder womöglich Insiderwissen, denn Kopf-, Achsel- und Schamhaare wurden den Toten bei Leichenschauen nur äußerst selten entfernt – es sei denn, die Körper wiesen an diesen Stellen äußere Verletzungen auf, die begutachtet und fotografisch dokumentiert werden mussten. Aber welches Gift hatte der Täter benutzt? Sie hatten bislang keine Hinweise auf eine Intoxikation gefunden. Doc Mertens schloss zwei Sekunden lang die Augen. Er musste sich kurz sammeln und eine Entscheidung fällen. „Wir müssen das Gewebe im Bereich der Einstichstelle toxikologisch untersuchen lassen. Daran geht kein Weg vorbei“, sagte er – und schaute seinen Assistenten an. Der nickte kaum merklich und signalisierte damit Zustimmung. „Klaus, schnapp dir bitte ein Skalpell und entferne damit großzügig das Gewebe rund um die Punktionsstelle – und zwar bis auf den Schädelknochen. Dann ab damit in ein Reagenzglas, aber kein Formalin benutzen!“ Im Weggehen streifte Doktor Mertens zunächst seine schwefelgelben Latex-Handschuhe ab und entsorgte sie in einem Abfalleimer für Biomüll. Dann riss er sich den Mundschutz runter und zerknüllte ihn in seiner Hand. „Ich rufe gleich mal die Kripo an und besorge uns die Genehmigung, eine toxikologische Untersuchung zu veranlassen.“ Der Leitende Oberarzt machte große Schritte. Er hatte es eilig – seine glatten Ledersohlen verursachten auf dem Mosaikfußboden hämmernde Geräusche. Als er zur Tür hinausging, um von seinem Arbeitszimmer aus seinen alten Bekannten Kurt Brenner anzurufen, schaute er auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor halb elf. Mertens hoffte, dass er den Ersten Kriminalhauptkommissar gleich ans Telefon bekam. Er hoffte, dass er nicht zu irgendeinem Tatort gerufen worden war und sein Handy ausgeschaltet hatte.

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