Читать книгу TodesGrant. Der Tod wünscht Gesundheit онлайн
11 страница из 69
Du Währinger Erbschleicher!, flüsterte ihm Hemma ihr Lieblingsschimpfwort ins Ohr. Du nimmersatter Ferrari ohne Räder, zischte er zurück. Ein übles Pingpong, bei dem er so rot wie die Fahne vor der chinesischen Botschaft in der Neulinggasse wurde. Schlimm, was seine Tochter im Laufe der Jahre von ihm aufgeschnappt hatte. Ein pädagogisches Armutszeugnis, bei dem er als Vater mit einer glatten Fünf abschnitt. Immerhin lieferte ihm Hemma bei diesem infantilen Spiel einen schwachen Trost. Die Kleine hatte nämlich ihre Sitznachbarin belauscht, was diese so Ordinäres auf Lager hatte: Ich reiß dir die Titten ab und spuck drauf!, brüllte die Tochter eines angesehenen Mediziners dem erschrockenen Lehrer ins Ohr. Das war Balsam auf Gradonegs pädagogische Wunden – besser man ist ein neidischer Kommunist denn ein potenzieller Triebtäter mit einem Doktortitel.
Trotzdem: Mehr als Trugschlüsse schaffte Gradonegs verwirrter Geist in diesem schmerzhaften Moment nicht. Entweder Österreich war eine völlig durchgeknallte, gesetzlose Bananenrepublik, oder ein harmloses Schimpfwort-Spiel tauchte gerade aus seiner Erinnerung wieder auf und narrte ihn zu Tode. Quälten ihn plötzlich seine eigenen Schimpfwörter? Brach da plötzlich sein Innerstes mit irgendwelchen verdrängten Menschenfresser-Fantasien auf? War das der Tod? Offenbarte sich der Mensch im Sterben von seiner grausamsten Seite?