Читать книгу TodesGrant. Der Tod wünscht Gesundheit онлайн
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Eine Adresse wurde da leicht verwechselt, und eine „6“ auf den Kopf gestellt ist rasch eine „9“. Nur welcher uniformierte Haufen von Analphabeten würde sich derart brutal auf einen Schwerverletzten stürzen? Mitten in Europa, im glückseligen Österreich und braven, bürgerlichen Wiener Währing?
Nein, so weit konnte es noch nicht gekommen sein.
Und wie stand es mit ‚Einbrechern‘? Vielleicht hielt ja seine Theorie von der sicheren Tür einem simplen Brecheisen nicht stand. Könnte durchaus sein. Die Wohnung war quasi neu, bis ins Stiegenhaus roch es nach Lack und – Ursula! – sündteuren, ökologischen Erdfarben, die drei bosnischen Arbeiter machten mit ihrem Mittagshunger den Johann-Nepomuk-Vogl-Markt reich, und der Möbelwagen hatte ein Abonnement vor dem Haus der Gradonegs.
Nur Einbrecher räumten in Windeseile eine Wohnung aus und schwadronierten nicht über Menschenfresser und irgendwelche Leichenteile, oder?
Also doch eine Gehirnblutung? Ein Schädelbasisbruch, der sein Leben zertrümmerte? Medizinisch durchaus möglich, geradezu logisch. Nein, diese Frage wagte sich Gradoneg nicht zu stellen. Stattdessen klammerte er sich an jeden Strohhalm, so abstrus und brüchig dieser auch war. Seine kleine Hemma, erinnerte er sich jetzt etwa, hatte ihm doch vor ein paar Tagen erzählt, dass sie sich in der Volksschule über Schimpfwörter und Mobbing unterhalten würden. Über den ‚Karies des ABCs‘, wie ihr Lehrer meinte; über all die bösen und verletzenden Wörter, welche die Kinderseelen wie schwarze Zähne verfaulen ließen. Und dass dann die Kinder im Unterricht dem Lehrer ihr gemeinstes Schimpfwort ins Ohr flüstern durften. Damit die bösen Worte die ganze Volksschulzeit dort blieben und den Kindern nie mehr über die Lippen kämen. Ja, und das hatten sie dann zu Hause auch nachgespielt: