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In keinem einzigen Dorf, an dem sie in den vergangenen drei Wochen vorüber­geschlichen sind, hat man die Flüchtigen aufgenommen, aus Angst vor den Besatzern; überall lauerte der Feind. Sie konnten von Glück sagen, dass man sie nicht umgehend an die Obrigkeit verraten, sondern ihnen gelegentlich ganz heimlich etwas zu essen zugesteckt hat …

Als Einzige unter den Frauen scheint Elisa sich noch nicht in das traurige Los einer Sklavin ergeben zu wollen. Mit betont ruhiger, jedoch fordernder Stimme verlangt sie von den feindlichen Soldaten, sie vor den befehlshabenden Offizier zu führen, da sie ihn unbedingt sprechen müsse.

Ihre stolze Miene, die so gar nicht zu ihrer erbärmlichen Erscheinung in der zerlumpten Kleidung zu passen scheint, sowie ihre aufrechte Haltung und der unerwartet befehlsgewohnte Ton, machen auf die schwarzen Soldaten und auf ihren preußischen Anführer, zu dem sie die Eingeborenenfrau schließlich führen, ziemlichen Eindruck.

Letzterer ist ein junger, erst vor kurzem nach dem Schwarzen Erdteil verpflichteter deutscher Leutnant, der sich noch ein gewisses Maß an „Afrika­romantik“ und vor allem seine Menschlichkeit erhalten hat und noch nicht wie die meisten anderen, bereits länger dienenden „Schutztruppler“ geartet ist, die an Desillusionierung, Frust, Überheblichkeit und Rassendünkel leiden – Befindlichkeiten und Charakterdefizite, die oftmals durch Trunksucht und latent schlummernde Brutalität noch verstärkt werden.

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