Читать книгу Stephan von Wengland. Chroniken der Verborgenen Lande - Chronikband Ende 19. Jh. онлайн
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Seine offensichtliche Geistesabwesenheit deutete sein Vater falsch, dafür entschuldigend. Er war der Meinung, Stephan befasse sich intensiv mit einem Vermessungsproblem, das sie am Abend zuvor besprochen hatten und das auch noch beim Frühstück Thema gewesen war.
Wenn Stephan sein Studium aufnahm, würde er in seinem Fach kein Anfänger mehr sein. Er war unter den Fittichen eines Vermessungsingenieurs aufgewachsen und hatte schon als Junge gelernt, mit einem Theodoliten umzugehen. Rein aus Jux hatte Stephan den Steinburger Burgberg mit den Gerätschaften seines Vaters vermessen, die Werte auf eine Karte übertragen und nachgezeichnet. Unter Anleitung seines Vaters hatte er die Vermessung in Holz nachgebaut – und es war ein fast originalgetreues Abbild des Burgberges im Maßstab 1:100 herausgekommen. Von diesem Moment an hatte Alexander das offensichtliche Talent seines Ältesten gefördert. Genau genommen würde das Studium für Stephan ein Wiederholungskurs mit staatlichem Abschluss sein.
Am folgenden Tag brachte Alexander seinen Sohn selbst und außer dem Kutscher ohne Begleitung zum Steinburger Hauptbahnhof. Königin Simone konnte eine Bahnhofstrennung nicht ertragen. Sie hatte immer schreckliche Angst um ihre Kinder. So hatte der König seine Kinder bislang immer allein zum Bahnhof gebracht, wenn sie aus immer welchen Gründen ohne ihre Eltern reisen mussten. Nie hatte er das Gefühl gehabt, dass es sich um einen unabsehbar langen Abschied handeln könnte. Doch diesmal beschlich ihn eine eigenartige Ahnung.