Читать книгу Meine große Freiheit. Wie ich das Glück im Hamburger Hafen fand онлайн
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Wir huschten aus der Bahnstation und suchten uns einen geschützten Warteplatz unter dem Vordach eines benachbarten Bürogebäudes. Wo genau war denn nun eigentlich der Treffpunkt für unsere Fahrt? Ich war wie meine Kollegen ratlos. »Anleger Hafentor« stand in der Beschreibung, davon hatten wir alle bisher noch nichts gehört. Es blieb also nur die Hoffnung, möglichst bald bekannte Gesichter zu treffen und auf den Orientierungssinn der anderen Kollegen zu setzen.
Die St. Pauli-Landungsbrücken kannte ich natürlich, von dort aus war ich schon mehrfach zur großen Hafenrundfahrt gestartet, meist wenn Besuch von auswärts kam. Als Hamburger machte man ja eher keine dieser Touristenrundfahrten, bei denen einem der »He lücht« seine Anekdoten auftischt. Als »He lücht«, also hochdeutsch »Er lügt«, werden lapidar die meist älteren Kapitäne betitelt, die ihr Seemannsgarn und Halbwissen über den Hamburger Hafen verbreiten. Immer die gleichen Sprüche, die man nach zwei bis drei Touren mitsprechen kann. Aktuelle Informationen gibt es dabei eher selten, einige der »Kapteine« sind aber durchaus sehr unterhaltsam. Wenn einheimische Passanten im Vorübergehen solche Anekdoten mitbekommen, werfen sie dem Kapitän gern ein »He lücht« mitten in seine Ausführungen. Das Gelächter bei den Zuhörern ist dann groß, und der Schnacker ist animiert, sein Fachwissen mit der nächsten Anekdote zu untermauern. »He lücht« ist bis heute eine entlang der Hafenkante geläufige abfällig-liebevolle Bezeichnung für alle, die vor Gästen ihre Geschichten zum Besten geben.