Читать книгу Kaltfront. Psychothriller онлайн
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Aber was hätte ich tun sollen? Ihm Vorwürfe machen? Im Grunde tat mir Thomas nur leid. Und ich meinte sogar zu verstehen, dass er auf seinen Verlust wohl nicht anders reagieren konnte als mit Aggression. Irgendwann würde er sich schon wieder beruhigen, dachte ich. Ein Dreizehnjähriger braucht eben mehr Zeit, um damit klarzukommen, was geschehen ist. Erst viel später wurde mir bewusst, dass ich die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte.
Heute weiß ich, es hatte einen Moment gegeben, in dem ich durchaus hätte erkennen können, was in Thomas wirklich vorging. Einen Augenblick, in dem ich anders reagieren hätte müssen als mit meinem verständnisvollen Lächeln, hinter dem ich mich damals aus Unfähigkeit und Bequemlichkeit verschanzt hatte. Meinem blöden, brüderlich solidarischen Grinsen, das Thomas immer nur als Zeichen meiner Zustimmung interpretiert hatte.
Wir saßen im Auto. Ich brachte Thomas zur Schule und wir waren spät dran. Verkehrsstau, ständig rote Ampeln. Ich war genervt und hatte einfach keinen Kopf dafür, was Thomas vor sich hinmurmelte. Irgendwas über einen Lehrer, der ihn hassen und deshalb immer viel zu streng prüfen würde. Die übliche faule Schülerausrede, die ich schon aus meiner eigenen Schulzeit kannte. Doch im gleichen Atemzug fügte er dann hinzu, dass er sich ohnehin schon längst daran gewöhnt hätte, gehasst zu werden.