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Aber Thomas redete nie mehr über dieses Thema, und so sah auch ich keine Veranlassung, es jemals wieder zur Sprache zu bringen.
Um ehrlich zu sein, ich tat auch sonst kaum etwas von dem, was man von mir in meiner neuen Rolle als Elternersatz vermutlich erwartet hatte. Einfach ausgedrückt, beschränkte ich meine Sorgepflicht darauf, dafür zu sorgen, dass immer genügend Fertigpizza und Cola im Kühlschrank war. Und dass Thomas morgens rechtzeitig aufstand und zur Schule ging. Alles andere regelte ich mit großzügig bemessenem Taschengeld. Das war’s. Und das schien auch prima zu passen.
Wer wollte mir daraus einen Strick drehen? Bitte, ich war damals gerade einmal dreiundzwanzig! Da interessierte mich das Seelenleben eines kleinen Spinners herzlich wenig. Solange er mir damit nicht auf die Nerven ging, sollte er doch denken, was er wollte.
Thomas machte auch keinen Ärger mehr. Gut, in der Schule gab es einmal ein Problem, weil er sich geweigert hatte, in einem Aufsatz den Beruf seiner Eltern zu beschreiben und stattdessen nur ein leeres Blatt abgegeben hatte, auf dem ein einziger Satz stand: Ich hasse meine Eltern. Da wurde ich zum Direktor gebeten, aber nachdem ich erklärt hatte, dass Tomas einfach den Tod unserer Eltern noch nicht verarbeitet habe, war die Geschichte erledigt. Man versprach sogar, Thomas besonders viel Verständnis und Nachsicht entgegenzubringen. So lief dann lange Zeit auch wirklich alles ganz passabel.