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Meine Sorge war unbegründet. Thomas war von Roswitha begeistert. Vor allem, weil sie mich schon nach wenigen Tagen dazu überredete, die Wohnung komplett neu einzurichten. Mir hatten die pseudobarocken Möbel und die grüngoldenen Biedermeierblümchentapeten ohnehin nie gefallen, und so schmissen wir den ganzen Krempel kurzerhand raus, ließen sämtliche Wände weiß streichen und füllten dann einen Raum nach dem anderen mit den Objekten, die zu der Zeit als modernes Wohndesign galten. Eine Orgie aus gebogenem Stahlrohr, naturweißem Leinen, hellem Leder und rauchfarbenem Acrylglas. Ich konnte es mir ja leisten. Und Thomas fand es ganz einfach „unheimlich cool“ und strahlte übers ganze Gesicht. Ich bezweifle allerdings, dass es ihm wirklich gefallen hat. Er war wohl eher nur glücklich darüber, dass nun in der ganzen Wohnung wirklich überhaupt nichts mehr an unsere Eltern erinnerte.

Als Roswitha dann auch noch mit dem Vorschlag kam, die Wände doch ein bisschen bunter, kreativer, origineller zu gestalten, und gleich mit einem Dutzend Farbspraydosen anrückte, war Thomas völlig aus dem Häuschen. Ich war anfangs zwar etwas skeptisch, aber weil ich in meiner Verliebtheit letzten Endes alles großartig fand, was Roswitha tat, sah ich grinsend zu, wie sie und mein Bruder sich an den Wänden austobten und sie mit knallbunten Graffitis überzogen. Zuerst etwas ungeschickt, doch bald immer perfekter, wobei vor allem Roswitha ganz erstaunliche Kompositionen aus Farben und Formen zustande brachte.

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