Читать книгу Mutterboden. Der andere Berlinkrimi онлайн
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Grete war, nachdem Hannas Mutter verschwunden und ihre Schwestern in die eigenen Leben zurückgekehrt waren, an den Rüdesheimer Platz in die nun vor Leere traurige Wohnung gezogen. Hanna war gerade im zweiten Semester ihres Medizinstudiums gewesen, nicht einmal neunzehn Jahre alt und brauchte Halt. Und für Halt war Grete zuständig. Sie hatte ihr Berufsleben als Lehrerin damit verbracht, in Kreuzberger Kinderhirnen für Ordnung zu sorgen und sie für ihre Heimatstadt Berlin zu öffnen. Es war ihr oft geglückt und ihre Schüler hatten sie geliebt. Noch Jahre nach der Pensionierung wurde sie eingeladen zu Tankstellenpächtern, Versicherungsmaklerinnen, Friseurinnen und Automechanikern, und auf türkischen, bosnischen, kroatischen und urdeutschen Hochzeiten mit Köstlichkeiten abgefüllt. Grete hatte dankbare und hilfsbereite ehemalige Schüler für alle Lebenslagen und in sämtlichen Berliner Berufszweigen.
»Beschreib mir, wie Deine Mutter war«, sagte Jakob.
»Wie sie ist«, korrigierte Hanna.
Es war ein Minenfeld, Hanna nach ihrer verschwundenen Mutter zu fragen. Aber Jakob hatte versprochen, sie zu suchen. Erst hatte er sich in seinem Sterbezimmer zurechtfinden müssen, aber jetzt war es an der Zeit, diesen Liebesdienst anzugehen. Und der Außentermin in dem georgischen Restaurant änderte an seinem Vorhaben gar nichts. Er war offiziell nicht an dem Fall Guram Geladse beteiligt, der gehörte Oskar und Tanja. Jakob dagegen war immer noch in der Wiedereingliederung und vier Tage die Woche Insasse des Archivs, Außenstelle Kellerende. Und jetzt würde er Tilla finden. Er war sich nur nicht sicher, ob das für seine Hanna gut war.